Endlich passiert hier mal wieder was 🙂
Nachdem wir 2016 und 2018 bereits mit der X-99 an dem dänischen Langstreckenrennen Sjælland Rundt teilgenommen haben, stand diese Regatta jetzt mit Wildcard auf der Agenda. Eigentlich schon im Juni 2019, aber das ist im letzten Jahr leider der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Auch dieses Jahr war lange nicht klar, ob wir nach Dänemark einreisen dürfen. Aber dann, knapp zwei Wochen vor dem Rennen, kommt die erlösende Nachricht – die Quarantänepflicht bei Einreise nach Dänemark ist aufgehoben, wir können teilnehmen!
Also fix alles organisiert, und unsere Wildcard geht einige Tage vor dem Rennen mit Micha, Sebastian und Jan auf Überführung nach Helsingør, mit einem Besuch beim Voreigner Leif in Falsterbo und einer Übernachtung auf der Insel Hven im Øresund.
Am späten Mittwochabend trifft dann auch der Rest des Teams in Helsingør ein, und obwohl unser Start schon Donnerstag vormittag ist, sitzen wir (Micha, Heiko, Stefan, Maik, Basti, Gunthi, Sebastian und Mone) doch wieder bis zwei Uhr morgens im Cockpit und schnattern. Die Regatta hat Jubiläum – es ist bereits die 75. Auflage. Leider haben es dennoch nur 138 Boote auf die Meldeliste geschafft, was aber angesichts der Pandemie wohl trotzdem ein Erfolg ist.





Wir sind in die Startgruppe 14 eingeteilt, dort sind wir das einzige Schiff unter 40 Fuß und müssen u.a. gegen eine Luffe 40.04, eine Italia 11.98, eine Grand Soleil 43 und eine J/112 antreten. Das wird nicht einfach, zumal wir alle verfügbaren Waffen (Spinnaker, Gennaker, Code) in die Dansk Handicap-Vermessung mitgenommen haben, was uns einen entsprechend niedrigen GPH eingebracht hat.
Unser Start ist auf Donnerstag, 11:40 Uhr angesetzt. Es wird ein Vorwindstart, mit Schiebestrom von hinten. Heiko an der Pinne bekommt das mal wieder hervorragend hin, und wir sind unterwegs. Direkt neben uns startet das neue Flaggschiff von X-Yachts, eine riesige X 5.6 – schon beeindruckend, wenn auch nicht soo viel schneller 😊


Bis Gilleleje bleibt es beim Spi, aber der Wind frischt langsam auf und wird mehr. Wir wechseln also auf den kleinen A3-Gennaker, und damit wird es ein heißer Ritt bis zur Nordwestecke Seelands, dem Snekkeløb. Bei 20 Knoten und mehr und entsprechender Welle können wir den A3 gerade noch so tragen, und er bringt uns auf teilweise konstant 10-11 Knoten Speed. Das Schiff bleibt dabei aber unter voller Kontrolle, im Gegensatz zu so einigen Sonnenschüssen um uns herum, und sogar einem geplatzten Gennaker auf der X 5.6. Mit der Konkurrenz können wir gut mithalten, wir erreichen das Snekkeløb 17:00 Uhr als zweites Schiff unserer Klasse, hinter dem KRacer 40 Krackemut. 5 Stunden, 20 Minuten für 47 Meilen, das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,8 Knoten – so könnte es gern bleiben!
Ab hier geht es auf einem Amwind-Kurs bis zur Insel Sejerø und weiter den großen Belt hinunter, zunächst noch mit dem Code, später mit der Genua. Die Große-Belt-Brücke passieren wir nach einem traumhaften Sonnenuntergang gegen Mitternacht, immer noch auf zweiter Stelle hinter Krackemut liegend.




Hinter der Beltbrücke beginnt dann eine lange Kreuz, zunächst zum und durch den kleinen Sund bei Agersø. Hier steht bereits der Strom gegenan, wir halten uns mit kleinen Schlägen so dicht wie möglich auf der Festlandseite, zusammen mit der J/112E Joy, die leider zu uns aufgeschlossen hat.
Am Eingang zum Grønsund, der Brücke bei Farø, können wir die J/112E gegen 08:30 am Freitag morgen zunächst wieder abschütteln, es bleibt aber eine Kreuz durch den gesamten Grønsund. An dessen Ausgang wartet die erste Flaute auf uns – hier trifft sich die gesamte Gruppe wieder, es ist quasi ein Neustart. Das geht so bis Freitag mittag, und wir kämpfen uns quälend langsam kreuzend in Richtung der Kreidefelsen von Møn. Dort kommen wir erst am Nachmittag gegen 16:00 Uhr an, wieder an zweiter Stelle hinter Krackemut liegend. Direkt hinter den Kreidefelsen lauert schon die nächste Flaute, gefühlt dauert es ewig, bis wir wieder in Gang kommen und Wildcard sich Richtung Øresund bewegt. Der Wind legt aber wieder zu und raumt etwas, so dass wir mit dem Code und ca. 8 Knoten Speed Richtung Dragør laufen. Wir sehen aber schon auf dem Tracker, dass die Boote vor uns dort wieder zu kreuzen beginnen. Die Windvohersage, die für die zweite Nacht stabile 12 Knoten Südost vorhergesagt hatte, liegt völlig daneben, wir haben nur etwa 4-6 Knoten Wind aus Nord, teils sogar weniger. Also verbringen wir die zweite Nacht damit, den gesamten Øresund bis zur Insel Hven in Schleichfahrt aufzukreuzen. Dabei haben wir auch noch extremen Windshear – der Windex und die Windinstrumente zeigen auf Backbordbug einen AWA von nahezu 0 Grad an, während es auf Steuerbord ca. 60 Grad sind, der Wind kommt also im Masttop aus einer ganz anderen Richtung als weiter unten.







Auf den letzten Meilen vor dem Ziel in Helsingør erwischt uns dann eine Privatflaute – der Wind hat zwar jetzt tatsächlich auf Südost gedreht, und wir versuchen den Spi zum Stehen zu bringen, aber dafür wird der Wind zumindest für uns komplett abgeschaltet. Wir treiben nur noch durch den Strom mit rund einem Knoten nordwärts, aber machen keine Fahrt durchs Wasser mehr. Keine paar hundert Meter westlich von uns gibt es noch einen Rest Wind, und mit dem fährt fast die gesamte Gruppe an uns vorbei ins Ziel. Unglaublich frustrierend, diese Endphase. Wir erreichen das Ziel dann auch, um 05:26 Uhr am Sonnabend morgen, und landen damit nach insgesamt 41 Stunden, 46 Minuten auf Platz 4 unserer Gruppe.


Trotz des etwas enttäuschenden Resultats war das ein fantastisches Rennen – toll, nach der langen Auszeit mal wieder eine echte Langstrecke segeln zu können, noch dazu bei solch tollem Sommerwetter. Danke an das Team, an Wildcard und die Unterstützung durch das Autohaus Greif!
Das Gruppenresultat gibt’s hier, und hier die Gesamtergebnisse. Und hier eine Fotostrecke zum Rennen. Ein Filmchen ist in Arbeit.
War wirklich eine feine Tour, besonders der erste Teil.
Mikes Verpflegung ist ebenfalls lobend zu erwähnen.
Bloß Flautenschieben muss eben noch geübt werden.