Die Regatten der Stralsunder Segelwoche waren in diesem Jahr der erste ernsthafte Test für unsere neue Wildcard. Davor konnten wir nur die Überführung, einen Trainingstag und zwei kurze Mittwochsregatten segeln. Bereits dabei wurde uns klar, dass das Schiff sehr viel Potential hat, zugleich aber auch anspruchsvoll ist – es ist schon ein anderes Segeln als auf der X-99. Der Titel des damaligen YACHT-Tests „Wolf im Schafspelz“ war absolut passend gewählt 🙂
Die Segelwoche beginnt wie immer am Mittwoch abend mit dem Preissegeln. Wir starten mit Rolf an der Pinne, Micha, Ralf, Philipp, Volker, Maik und Bernd. Es ist ordentlich windig mit kräftigen Böen bis deutlich über 20 Knoten, so dass die Wettfahrtleitung überlegt, den Start auf den nächsten Abend zu verschieben. Dann geht es aber doch los, und wir starten auf dem traditionellen Kurs der Stralsunder Mittwochsregatta, der aus zwei Dreiecken und einem Up/Down besteht. Wir bekommen alle Manöver ordentlich über die Bühne und gehen nach 1h 13min 58s als erstes Schiff ins Ziel. Als sich herausstellt, dass es auch berechnet für den ersten Platz gereicht hat, ist die Freude groß – der erste Sieg mit Wildcard! Hier die Ergebnisse.
Am Freitag startet dann die Langstrecke Rund Rügen. Dort wären wir gern in der ORC-Gruppe gestartet, aber leider ist unser Meßbrief noch nicht ausgestellt. Wir haben zwar im Frühjahr einen Testbrief rechnen lassen (und auf dessen Grundlage auch unseren Yardstick-Wert bekommen), aber der offizielle ORC-Brief ist noch nicht da. Also segeln wir mit 12 Schiffen in der Gruppe Yardstick 1. Da wir zeitgleich mit der ORC-Gruppe starten, haben wir zumindest einen direkten Vergleich mit den dortigen Booten. Wir segeln mit den beiden Steuerleuten Rolf und Stefan, Micha, Gunther, David, Ralf, Basti, Volker und Otto.
Der Start klappt super und wir sind gut unterwegs – bis wir und so einige andere feststellen müssen, dass das Signal gar nicht der Start war. Die Wettfahrtleitung startet offenbar nicht, wie üblich, im 5-Minuten-Takt, sondern mit 10 Minuten Abstand zwischen den Klassen. Also alle zurück und nochmal von vorn. Aber auch der zweite Start um 18:15 Uhr ist in Ordnung, und wir sind endlich unterwegs.
Es geht zunächst vorwind mit Spinnaker durch den Strelasund Richtung Bodden. Da wir in etwa gleich schnell wie die in der ORC-Gruppe segelnde Dehler 38 Sporthotel von Kalle Dehler sein müssen, sind wir insbesondere auf einen Vergleich mit diesem Schiff gespannt. Sporthotel hat den Start etwas besser erwischt und ist ein wenig voraus, aber im Strelasund kommen wir langsam näher. Am Sundausgang sind wir dann dran, und da der Windwinkel jetzt etwas spitzer wird, wechseln wir schnell auf den A2-Gennaker. Wir haben für Rund Rügen mit einem niedrigeren Yardstick gemeldet, um sowohl die Spinnaker als auch die Gennaker testen zu können. Das funktioniert aber leider nur kurz, dann raumt der Wind wieder und der Gennaker hat nicht mehr genug Druck. Also wieder zurück wechseln auf den Spi. Wir sind ständig im Match mit Sporthotel, die Schiffe sind wirklich absolut gleich schnell. Das macht die ganze Sache noch viel spannender, gefühlt pushen wir uns gegenseitig rund um die Insel bis ins Ziel 🙂
Das Landtief am Boddenausgang erreichen wir wenige Meter vor Sporthotel. Jetzt geht es in der Dämmerung auf einem Anlieger am Nordperd vorbei bis zur Stubbenkammer. Auf diesem Kurs spielt Sporthotel ihre etwas größere Rumpflänge aus und zieht langsam vorbei.
Ab Stubbenkammer beginnt dann eine lange Kreuz, an Arkona vorbei bis zum Dornbusch auf Hiddensee. Hier holen wir wieder zu Sporthotel auf. Gegen zwei Uhr morgens erreichen wir Arkona, und jetzt verfolgen wir beide dieselbe Taktik: mit kurzen Schlägen so dicht wie möglich unter Land bleiben. Bei jedem Schlag treffen wir uns wieder, mal ist Sporthotel vorn, mal wir. Beim letzten Treffen setzen wir eine Wende direkt in Lee vor Sporthotel, und haben Glück, dass wir damit unmittelbar auf dem Anlieger zum Dornbusch landen. Bis zum Dornbusch können wir uns jetzt ganz knapp vor Sporthotel halten, aber als wir dort sind und es bis zum Gellen wieder ein etwas tieferer Kurs wird, ist Sporthotel wieder einen Tick schneller und zieht ganz langsam vorbei.
Im Gellen-Fahrwasser sind wir aber wieder unmittelbar an ihrem Heck, und als bei Barhöft die Spinnaker hochgehen, sind wir auch wieder ein klein wenig schneller. Dumm nur, dass wir nicht aus der Vierendehl-Rinne raus können. Kalle hält sich schön auf der Luvseite – in Lee kommen wir nicht durch seine Abdeckung, und in Luv wird’s flach. Also schön hinterher fahren 🙂
Am Ausgang der Vierendehlrinne, nur noch vier Meilen vom Ziel vor Stralsund entfernt, wird der Windwinkel deutlich spitzer. Sporthotel kann den Spi noch eine Weile länger tragen als wir und ist am Parower Haken ein paar Längen vorn. Wir haben nur noch eine Chance, sind uns aber nicht sicher, ob es klappt. Aber wir versuchen es und packen den kleinen A3 Gennaker aus. Und es funktioniert! Es ist zwar grenzwertig, aber Wildcard bleibt unter Kontrolle, rast los und zieht noch einmal an Sporthotel vorbei. Auch das Bergemanöver an der letzten Bahnmarke, der Tonne 47A vor Altefähr, klappt super und wir sind ganze 39 Sekunden vor Sporthotel im Ziel, nach 12h 26min 52s gesegelter Zeit.
Ein verrücktes, aber tolles Rennen. Als wir am Abend erfahren, dass es auch berechnet für den Sieg in unserer Gruppe gereicht hat und Sporthotel zugleich den Sieg in der ORC-Gruppe eingefahren hat, ist die Freude groß – schöner geht’s nicht! Hier sind die Ergebnisse.
Ein Riesendank an das Team, an Wildcard und an Sporthotels Crew, das war fantastisch 🙂
Mehr Fotos gibt’s hier, und zum Schluss noch ein kurzes Filmchen:
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