Sjælland Rundt 2018 – Bericht

Mit dem Palby Fyn Cup und Sjælland Rundt sind nun bereits zwei Langstreckenrennen der Saison schon wieder vorbei… und es war toll!

Wir wollten diese 230 Meilen rund um Seeland nach unserem Sieg im Jahr 2016  gern noch einmal segeln, und so haben Gunthi und Micha Swash Buckler ab dem 25. Juni von Greifswald über Falsterbo und Hven nach Helsingør überführt, wo am Donnerstag morgen mit Heiko, Stefan, Maik und Ralf auch die restliche Crew ankommt. Die 164 Teilnehmer sind auf 16 Gruppen verteilt. Die ersten Gruppen mit den Solo- und Doublehandseglern starten bereits vormittags 10:00 Uhr, unser Start in Løb 12 ist dagegen erst auf 16:00 Uhr angesetzt. Als die Gruppeneinteilung bekannt gegeben wird, staunen wir nicht schlecht – auf dem Papier sind wir fast das langsamste Boot unserer Gruppe und müssen gegen so einige wesentlich schnellere Schiffe wie zwei XP-38, zwei First 36.7, eine X-412, eine X-362 Sport und eine Dufour 40 antreten. Die zweite in unserer Gruppe gemeldete X-99 ist leider doch nicht dabei, und so haben wir keinen direkten Gegner.

Als wir zum Start auslaufen, weht ein Nordwest um 16-18 Knoten, und es setzt nördlicher Strom. Da Seeland an Backbord bleibt und wir vor Helsingør nach Norden starten, bekommen wir den Strom von hinten und müssen aufpassen, nicht zu früh über die Linie zu gehen – ein Frühstart wird hier mit einer Stunde (!) Zeitstrafe sanktioniert. Der Start klappt aber hervorragend, wir sind bei Null mit Speed an der Linie, in Lee der schwedischen J/111 Blur von Peter Gustafsson, die davon direkt ein Foto schießt:

Startlinie

Die Freude über den gelungenen Start währt allerdings nur kurz – es gibt einen allgemeinen Rückruf, es waren wohl zu viele Boote zu früh über die Linie. Also nochmal das Ganze. Aber auch der zweite Start, jetzt um 16:25 Uhr, klappt super und wir kommen mit freiem Wind und vorn im Feld auf die Bahn. Bei den ersten Kreuzschlägen müssen wir aufpassen, auf der rechten Seite nicht in das von Helsingør ca. 5 Meilen nach Norden aus dem Øresund heraus führende Verkehrstrennungsgebiet hineinzufahren, denn auch das würde mit einer ordentlichen Zeitstrafe „belohnt“. Auf den Steuerbord-Schlägen bleibt daher immer ein Auge auf dem Plotter. Nach kurzer Zeit nimmt der Wind auf 10-12 kn ab, und wir wechseln schnell von der Fock auf die Genua. Die gesamte Nordküste Seelands entlang bleibt es bei Nordwestwind bei einer langen Kreuz, und so erreichen wir den ersten Wegpunkt, das Snekkeløb an Sjællands Odde, der Nordwest-Spitze Seelands, erst gegen 03:00 Uhr am Freitag morgen. Wir können uns gut im Feld halten, der erste unserer Gruppe, die XP-38 Soldier Blue, hat den Wegpunkt nur 30 Minuten vor uns passiert, und wir liegen derzeit auf Platz 4 unserer Gruppe. Der Wind hat jetzt, wie vorhergesagt, auf 18-20 kn aufgefrischt, und wir sind froh, am Snekkeløb etwas abfallen zu können und nicht mehr ganz so direkt gegen die sich schnell aufbauende Welle angehen zu müssen.

Kreuz an der Nordküste
Snekkeløb passiert

 

 

 

 

 

 

Weiter geht’s mit Rauschefahrt vorbei an Sejerø, und nachdem wir gegen 06:00 Uhr den Leuchtturm Røsnæs Puller vor Kalundborg passiert haben, geht der Spi hoch, und Swash Buckler beginnt die mittlerweile ordentliche Welle zu surfen, mit einem Topspeed von 12,2 kn. Wir liegen immer noch auf Platz 4, die erste XP-38 Soldier Blue passiert Røsnæs Puller ca. 40 Minuten vor uns, dazwischen liegen die andere XP-38 Jan Madsen mit Lokalmatador Jan Madsen aus Helsingør und die First 36.7 Søndagsbarnet.

Sonnenaufgang
Surfen im Großen Belt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor der Beltbrücke wird der Wind dann achterlich, wir ziehen den großen Spi und halsen Richtung Brücke. Diese erreichen wir gegen 09:30 Uhr, und der Abstand zur führenden Soldier Blue hat sich auf 30 Minuten verringert.

Vor der Beltbrücke

Nun geht es durch den Agersø-Sund und quer durch das Smålandsfahrwasser bis zum Eingang des Grønsunds bei der Storstrøms-Brücke. Kurz vor der Brücke lässt der westliche Wind auf einmal nach, und kurz darauf setzt neuer Wind aus Osten ein. Es wird also eine Kreuz durch den Grønsund. Bereits deutlich vor der Brücke macht sich dazu noch ein massiver Gegenstrom bemerkbar. Wir versuchen, dem Strom zu entgehen, indem wir so dicht wie möglich an der nördlichen Küste bei Masnedø bleiben und dort mit extrem kurzen Schlägen entlang kreuzen. Das funktioniert mehr als gut, wir können dadurch nicht nur die First 36.7 Søndagsbarnet hinter uns lassen, sondern auch eine X-43 aus einer anderen Gruppe überholen. An der Brücke selbst müssen wir dann doch in den Gegenstrom, um das richtige Brückenfach zu passieren. Wir treiben dabei durch den Strom fast zurück, kommen aber knapp durch. Danach hangeln wir uns wieder mit kurzen Schlägen an der Küste entlang bis zur nächsten Brücke bei Farø, und können auch dadurch wieder richtig nach vorn aufholen.

Kreuz durch die Storstrømsbrücke
Farø-Brücke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

massiver Gegenstrom unter den Brücken

Um 19:30 Uhr am Freitag abend erreichen wir den Ausgang des Grønsunds und passieren die Untiefentonne am Hestehoved Dyb. Wir liegen jetzt an dritter Stelle und haben die beiden XP-38 in Sicht, sie sind nur noch eine halbe Meile vor uns und liefern sich schon durch den ganzen Grønsund ein Matchrace.

beide XP-38 in Sicht

Der nächste Schlag ist ein Anliegerkurs zu den Kreidefelsen bei Møns Klint und danach bis zum Eingang des Øresunds bei Dragør. Entgegen der Vorhersage hält sich der Südostwind bis hier ganz gut, aber kurz hinter Dragør bricht er dann doch zusammen. Bei nur 2-5 kn Wind wird es jetzt etwas mühsam, aber zumindest haben wir wieder nordsetzenden Strom und können einen tollen Sonnenaufgang vor Kopenhagen genießen.

Mitten im Øresund setzt dann wieder neuer Wind ein, diesmal entsprechend der Vorhersage aus Nord. Also wieder kreuzen, bis ins Ziel. Das tut der Laune aber keinen Abbruch, und wir erreichen die Ziellinie vor Helsingør Sonnabend mittag um 12:08:29 Uhr, nach 43 Stunden, 43 Minuten und 29 Sekunden gesegelter Zeit.

Die XP-38 Jan Madsen fährt den Sieg in unserer Klasse ein – herzlichen Glückwunsch! Wir liegen auf Platz zwei, nach gerechneter Zeit haben nur 26 Minuten auf den ersten gefehlt. Wir freuen uns dennoch riesig über den zweiten Platz, das war ein Stück harte Arbeit. Ein großes Danke an die Crew und den Swash Buckler, der bis auf eine angerissene Backstag-Leine alles schadlos überstanden hat. Die Ergebnisse unserer Gruppe gibt’s hier, und die Gesamtergebnisse hier. Einen herzlichen Glückwunsch auch an den Eintonner Universitas des ASV Rostock, der in Løb 16 den Sieg nach Hause gebracht hat, und an den ehemaligen X-99 Segler Kim Henriksen, der auf seiner neuen X-332 Bluenose in der Einhandgruppe Løb 2 gewonnen hat!

Das Rennen wurde über GPS-Tracker aufgezeichnet, ein Replay ist hier bei TracTrac zu sehen. Mehr Fotos vom Rennen gibt’s unter diesem Link. Und nicht zuletzt ein Dank an unsere Unterstützer, die auch bei dieser Regatta wieder an Bord waren:

 

 

Ein Kommentar zu „Sjælland Rundt 2018 – Bericht

Gib deinen ab

Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: